Manchmal nimmt ein ganz normaler Nachmittag eine unerwartete Wendung. Eigentlich wollte ich nur eine Kleinigkeit erledigen. Was als harmloser Termin begann, entwickelte sich zu einer kleinen Abenteuer-Reise. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich Popcorn eingesteckt 😊
Nach meinem Feierabend hatte ich heute einen „wichtigen“ Termin bei einem Optiker, der mit hervorragenden Preisen wirbt. Er heißt in etwa „Nasenfahrrad.de“ – man soll ja keine Werbung machen, daher habe ich den Namen etwas abgewandelt. Ich wollte einfach mal schauen, wie das da funktioniert. Soll ja so günstig sein und muss man wohl mehr selbst machen als bei einem üblichen Optiker. Man muss aber vorher einen Beratungstermin machen. Ok, den hatte ich online gemacht, dann mal los.
Ich war heute also pünktlich da.
Der Laden war riesengroß, allerdings nur mit gefühlten drei Brillengestellen darin, die an den Wänden und auf wenigen Displays verteilt waren.
Ein junger, dunkelhäutiger, sehr „cooler“ Verkäufer war gerade noch im Gespräch. Zeit für ein „Hallo“ war scheinbar nicht übrig. Ein Hund, ein toffee-farbener Spitz-Mix, lag bei ihm, erhob sich gemächlich, blieb aber stehen und schnüffelte mich aus der Ferne mit knütteriger Schnute an. „Ok, dann nicht“, dachte ich und ging mir die drei Brillengestelle in der verstaubten Auslage anschauen.
Ein seltsamer Auftakt.
Irgendwann kam der Verkäufer dann bei mir vorbei. Ja, nur vorbei, denn er kam nicht zu mir, sondern ging in einen Raum mit geöffneter Tür, in den ich von meiner Position aus hineinschauen konnte. Vollkommenes Chaos da drin, kaputte Kartons auf dem Boden, Müll, Papier, was weiß ich.
Er verschwand um die Ecke und kam kurz darauf wieder raus und ging zurück zu seinen Kunden. Ich dachte, er hat bestimmt etwas für seine Kunden geholt.
Nicht ganz – oder doch, denn kurz nach ihm kam ein junges Mädchen schlurfend aus dem Raum hinterher, ein Tablet in der Hand. „Kann ich ihnen helfen?“, sagte sie und quälte sich ein Lächeln ab. Ich sagte ja, ich hätte einen Termin.
Sie tippte in ihr Tablet und sagte direkt: „Ja, sie haben ja das 59 €‑Angebot ausgewählt“. Ich antwortete direkt: „Nein, ich habe noch gar nichts ausgewählt, ich wollte erst einmal sehen, wie das hier funktioniert.“
„Ach so. Ja, es gibt diese Angebote“, wies sie auf eine Tafel mit drei Varianten, „Sie können bei dem Angebot links Brillen bis 100 € auswählen, das sind die mit dem gelben Punkt. Die blauen sind 120 €, da müssen Sie dann zuzahlen.“
„Okay, und wie geht es jetzt weiter?“
„Jetzt suchen Sie sich eine Brille aus und dann messen wir die Sehstärke“, grinste sie frech, ließ mich stehen und schlurfte zu ihrem Kollegen herüber, um sich zu ihm zu setzen und nett zu plaudern.
„What?!“, dachte ich.
Ich sah mir noch lustlos Brille Nummer dreikommafünf an, die mir auch nicht gefiel. Die Farbe war schön, aber sie war zu schmal für mich, stand außen zu weit ab, saß überhaupt nicht.
Ich ging also wieder in Richtung Tür, sagte im Gehen, es war nichts dabei.
Beide blickten von ihrem Gespräch kurz auf, lächelten noch einmal, nuschelten ein „Okay, bis dann!“ - und fertig war die Luzie.
Was für ein berauschender Beratungstermin – fast schon ein Meisterkurs in Sachen Kundenservice. Aber hey, ich wollte ja sowieso nur mal schauen ... und das war immerhin gratis.
Ich habe aber etwas dazu gelernt: Ich weiß jetzt, wo ich meine nächste Brille ganz bestimmt NICHT kaufen werde! 😀
Dann kann ich ja jetzt nach Hause fahren, dachte ich. Hmh, mal sehen, wo der nächste Bus abfährt. Ich war an einer anderen Stelle in der Stadt, ich kannte dort die Haltestellen nicht. Wie gut, dass die klugen Handys fast alles wissen. Ah, die kurze Straße lang, da kommt dann gleich mein Bus in 20 Minuten, passt. Also, hin da.
An der Haltestelle saß ich noch eine Weile herum, hörte Musik und schaute mir die Gegend an. Dann kam endlich der Bus, mit etwas Verspätung. Ich bin aufgesprungen und sofort in den Bus geklettert. Sitze drin.
„Fein“, dachte ich, „ab nach Hause.“
Und da biegt der Bus im Kreisverkehr nicht an der eigentlichen Abfahrt ab, sondern eine weiter ... was ist denn da los? Was steht denn da oben eigentlich in der Anzeige als nächste Haltestelle? Die Straße kenne ich nicht ... Moment mal …
OH MANN! 😂🤣
Ich fragte kurz den Busfahrer, ob dieser Bus noch irgendeine Querverbindung zu meiner Zieladresse hat. „Leider nein“, antwortete er, „das tut mir leid, aber machen Sie es sich doch bequem und fahren Sie eine Runde mit mir mit, zurück zum Busbahnhof. Dort können Sie dann umsteigen. Haben Sie es denn eilig?“
„Nein“, lächelte ich schief, „dann fahre ich mal eine Runde mit durch die Stadt.“
Ich dachte noch, was für ein netter Mann, und ging über mich selbst grinsend wieder zurück auf meinen Platz und genoss die Rundfahrt mit dem netten Busfahrer.
„Hop-on-hop-off“-Touren kosten in Großstädten sonst um die 30 € - also, was soll's, enjoy! 😊
Wie schön, dass mich Busfahren entspannt. Und ich sah Ecken von der Stadt, die ich tatsächlich bislang nicht kannte.
Hat ja auch was.
Schenkt dir das Leben Zitronen, mach Limonade daraus! 🍋🥂😉
Hast du so etwas auch schon erlebt?
Kommentar schreiben