Tanzen

Samstagabend, Party im Nachbarort bei Freunden. Ich freue mich seit Tagen auf diese Party, weil ich weiß, dort gibt es für mich gute Musik und ich kann endlich mal wieder tanzen.

Der Tanz-Opener für mich war dieses Mal etwas ungewöhnlich. Ein Gruß aus alten Zeiten von Slipknot mit dem Song „Duality“, aus dem Jahr 2004.

Da ist der Songtitel ja wirklich mal Programm mit der Verbindung zu den alten Zeiten ...

 

„I push my fingers into my eyes

It's the only thing that slowly stops the ache

If the pain goes on

I'm not gonna make it!

 

Put me back together

Or separate the skin from bone

Leave me all the pieces

Then you can leave me alone

Tell me the reality is better than the dream

But I found out the hard way

Nothing is what it seems“

 

Ich hörte die ersten Töne, es schoss mir durch den ganzen Körper (Stichwort: körperliches Musikgedächtnis?) und zack, war ich auf der Tanzfläche. Herrlich, sich körperlich so intensiv auszudrücken. Es ist mir dann auch vollkommen egal, ob da jemand mit tanzt oder nicht, da ich mich in die Musik vollkommen hineinfallen lasse. Ich höre, fühle, singe mit, bewege mich und tanze heraus, was heraus will. Tatsächlich stellte ich zwischendurch fest, dass ich wieder einmal vollkommen allein auf der kleinen Fläche stand. Es war ja auch noch früh am Abend, der „übliche Tänzer“ beginnt ja oft erst später, mutiger und vielleicht auch entspannter nach dem zweiten oder fünften Bier. Ich brauche das zum Glück nicht. Wenn das Lied passt, geht es einfach los. Mein Körper tut dann, was er tun will und ich gehe vollkommen in der Musik auf. Ich bin dann für die Dauer des Tanzes wirklich „weg“, nur die Musik und ich.

Manchmal denke ich so bei mir, dass das nicht allzu viele Menschen nachvollziehen können, wie sehr ich die Musik in den Momenten fühle und darin aufgehe. Ich weiß, dass mir auch immer wieder Menschen dabei zuschauen und ihren Gedanken nachgehen. Das sind bestimmt auch mal Gedanken, die manchmal nicht so schön sind und irgendwie mit Neid behangen oder gehässig ausgerichtet sind. Es gibt aber auch Menschen, die sich einfach daran erfreuen, das weiß ich auch. Mittlerweile ist mir das zum Glück wirklich vollkommen gleich, ob und was andere Menschen denken, wenn ich, zugegeben manchmal sehr expressiv, auf der Tanzfläche unterwegs bin.

Das war nicht immer so. Viele Jahre habe ich mich ja selbst nicht getraut, als Erste auf die Tanzfläche zu gehen, wenn dort noch niemand ist. Oder mich voll der Bewegung hinzugeben, denn was denken wohl die anderen, wenn ich so herumflippe und eben nicht so „ordentlich“ tanze, wie alle anderen das tun. Ich habe mich dann selbst eingeschränkt, um nicht aufzufallen. Mir es selbst nicht erlaubt, voll einzutauchen.

Was ist mir da entgangen!

Aber alles braucht halt seine Zeit, bis es sich „ent-wickelt“ und kommt dann zum Vorschein, wenn es so weit ist. Das ist bei jedem ein anderer Zeitpunkt – oder manchmal steht es auch gar nicht auf dem Plan.

 

Zum Abschluss des Abends, kurz bevor wir gehen wollten, gab es wieder einen musikalischen Gruß aus alten Zeiten, aber dieses Mal aus noch viel älteren Zeiten: Bob Marley grinste entspannt herüber und trällerte seine „Three Little Birds“. Das ist ein Lied, das ich schon sehr lange kenne, aber mich erst so richtig vor etwa ein oder zwei Jahren berühren konnte.

Funfact: Das Lied ist auf dem Album „Exodus“ im Jahr 1977 erschienen, also in meinem Geburtsjahr 😊.

Der Text ist so zauberhaft in seiner Schlichtheit, begleitet von wunderschön harmonischen Melodien. Und die visionäre Botschaft, die vor so vielen Jahren schon in unsere Welt gegeben wurde, kann ich erst heute wirklich mit jeder Faser fühlen:

 

Don′t worry about a thing

'Cause every little thing gonna be alright

Singing, don′t worry about a thing

'Cause every little thing gonna be alright

 

Rise up this mornin', smile with the rising sun

Three little birds pitch by my doorstep

Singin′ sweet songs of melodies pure and true

Sayin′, this is my message to you

 

Singin', don′t worry about a thing

'Cause every little thing is gonna be alright

Sayin′, don't worry (don′t worry) about a thing

'Cause every little thing gonna be alright

 

Jede noch so kleine Sache wird gut ausgehen.

Machen wir uns keine Sorgen, denn für uns ist gesorgt.

 

Mit diesem schönen Lied im Ohr ging es dann zufrieden wieder nach Hause.

Was für ein toller Abend für mich.

 

Für mich ist Musik ein wichtiger Botschafter. Es gibt viele Lieder, die mich seit Jahren begleiten. Die Texte, die ich manchmal Wort für Wort kenne, manchmal nur halbwegs, haben ihre Schlüssel, die für mich relevant waren, meistens häppchenweise freigegeben. Ich begriff manchmal erst Jahre später, was für mich für eine Information darin steckte. Es ist ein fortlaufender Prozess.

Musik ist Ausdruck meiner Gefühle. Manchmal trägt sie mich, manchmal lässt sich mich Energien ausagieren. Sie begleitet mich, manchmal intensiv, manchmal nur nebenher. Sie erzählt mir Geschichten und gibt mir häufig viele Informationen. Die Inhalte lassen mich forschen. Die Texte haben mich, ich erinnere mich gut, mein Englisch verbessern lassen, weil ich wissen wollte, was sie bedeuten. Selbst Musik zu machen gab und gibt mir noch einen weiteren Zugang, auf eine andere Art. Hier kommen Strukturen, Ausdruck und Gefühle zusammen.

 

Wie ist Musik für dich? Was ist sie für dich?

 

Hast du Lieblingslieder oder tanzt du vielleicht auch sehr gern? 

 

Vorschaubild: Canva (selbst erstellt), Artikelbild: Pixabay

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