Heute bin ich im Internet über ein Foto gestolpert, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkte: ein Weltraumbild mit leuchtenden Punkten darauf, rot eingekreist. Es schien sich um Sterne oder andere Himmelskörper zu handeln.
Die Bildunterschrift enthüllte mir jedoch etwas Überraschendes:
Diese zwei Punkte im Weltraum sind unsere Erde und der Mond – aufgenommen vom Merkur aus, mit einer Kamera der NASA-Sonde „Messenger“.
Krass, dachte ich. DAS sind Erde und Mond?
Aber gar nicht so, wie ich sie mir in meinem Kopf vorstelle. Keine schöne blaue Kugel mit einigen Wolkenflecken und Kontinenten. Kein grauer Mond mit markanten Kratern.
Nur zwei weiße, leuchtende Punkte.
Und das soll „hier“ sein?
Wie anders „hier“ von dort aus erscheint.
Ich stellte mir vor, auf dem Merkur zu stehen und in Richtung unseres Planeten zu schauen. Ich versuchte, irgendwie zu begreifen, dass genau diese Sicht die ganz normale Sicht vom Merkur aus auf uns ist. Die Erde ist nur ein leuchtender Punkt. Kein blauer Planet, keine Wolken – und so grell erleuchtet, dass dort unmöglich Leben sein kann. Sondern es ist nur ein weißer Stern unter so vielen anderen im Weltraum.
Natürlich wusste mein Kopf, dass das vollkommen logisch ist. Merkur ist näher an der Sonne als wir. Natürlich sehen die Planeten, die weiter weg sind als Merkur, aus seiner Sicht wie weiße Punkte aus, denn sie werden aus seiner Perspektive immer von der Sonne beschienen.
Na klar ist das so.
Aber gefühlt dort einzusteigen und gedanklich auf dem Merkur zu stehen, das ist schon irgendwie etwas schräg.
Ich fragte mich: Wenn ich auf dem Merkur leben würde, könnte ich mir aufgrund dieses Ausblicks vorstellen, dass bei uns Leben existiert? Vermutlich nicht. Die Erde würde mir wie ein greller, unwirtlicher Ort vorkommen, der von der Sonne erbarmungslos bestrahlt wird. Und ich würde glauben, dass es dort so heiß sein müsste, dass dort unmöglich irgendetwas existieren könnte.
Und nichts davon wäre wahr.
Probier´ doch auch mal.
Stell dir vor, du lebst auf dem Merkur. Schau auf diesen grellen Punkt, der unsere Erde ist – das ist dein gewohnter Ausblick.
Und dann denk daran, wie es hier tatsächlich ist – alles voller Farben, quirligem Leben und bunter Vielfalt.
Fühlt sich das nicht seltsam an?
Etwas zu wissen ist eine Sache. Aber zu fühlen, wie etwas aus einer anderen Perspektive sein könnte, eröffnet eine neue Ebene des Staunens.
Das Staunen ist die faszinierende, geheime Brücke zwischen dem Wissen und unserem Gefühl.
(Bildquelle: NASA-Messenger-Sonde, Aufnahme vom 17.8.2010, 183 Millionen Kilometer Entfernung zur Erde. Vorschaubild: Leonardo.ai)
Kommentar schreiben